Wunschlos
Gabi Gabrilla hat schlimmen Verdruss.
Sie weiß, dass ein Wunsch auf den Wunschzettel muss.
Sie denkt und sie brütet, doch nichts fällt ihr ein.
Wie kann denn das Wünschen so schwierig nur sein?
Sie rauft sich die Haare; sie kratzt sich am Kinn.
"Kann es sein, dass ich wunschlos glücklich bin?
Warum will ich nicht wenigstens Mandelkerne?
Die Antwort ist einfach: Ich mag sie nicht gerne.
Ich wünsche mir auch kein goldenes Kettchen."
Da plötzlich entdeckt sie unter dem Bettchen
den Zettel mit Wünschen vom vorletzen Jahr
Wie viel sie sich damals gewünscht hat, fürwahr!
Sie wünschte zum Beispiel sich mal einen Igel
Den hat sie inzwischen. Genau wie den Spiegel
mit Igel-Intarsien aus geschniegeltem Ziegelsplitt.
Doch wenn sie verreist, muss nun immer der Igel mit.
Drum nervt sie allmählich das stachlige Tier.
"Der Stachler braucht dringendst ein Winterquartier,
und zwar möglichst dort, wo der Winter nie endet.
Drum hätt ich ihn gern an den Nordpol versendet,
per Luftpost, per Einschreiben ab in den Schnee.
Na das ist doch ein Wunsch, den ich schon mal per se
auf den heurigen Wunschzettel schreiben kann.
So was freut doch bestimmt auch den Weihnachtsmann.
Ein glücklich zufrieden schnarchendes Tier
guter Weihnachtsmann, das lege ich Dir
zur Abholung unterm Christbaum bereit.
Doch fürchte ich fortan die Einsamkeit.
Drum wünsche ich mir als Igelersatz...."
Und wieder spürt Gabi den Druck, diese Hatz,
wünschen zu müssen. Oh, Weihnachtszeit!
"Ach ja, und ich wünsch mir noch, dass es schneit.
Na, Weihnachtsmann, sag, kannst Du da nicht was machen?"
Die Antwort ist nur ein verbittertes Lachen.
"Ach Gabi, IHR habt doch das Klima verwandelt
und damit Euch tropische Weihnacht erhandelt.
Aber dennoch will ich den Wunsch dir erfüllen,
sonst wirst Du am End´ noch den Zettel zerknüllen."
"Also weißliche Weihnacht! Jetzt braucht´s nur noch´n Punsch bloß."
"Na siehst du, Es geht doch. Du bist gar nicht wunschlos."
© Fey & Genähr
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